Das Hafenlohrtal ist einzigartiger Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen sowie ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste und Einheimische.
Die "Hafenlohr" mündet im Ort Hafenlohr in den Main. Aus zwei Quellbächen in Rothenbuch und Weibersbrunn gespeist, fließt die Hafenlohr als typischer Mittelgebirgsbach in südöstlicher Richtung talwärts.
Vom Hochspessart hinunter in das Maintal weist die Hafenlohr auf 25 Kilometer eine Höhendifferenz von 216 Metern auf. Sie hat auf ihren Weg ein markantes Sohlekerbtal in den Bundsandstein geschnitten. Annähernd vergleichbare bachdurchflossene Täler im Spessart sind die Lohr, die Elsava und die Aschaff. In seiner landschaftlichen Geschlossenheit jedoch ist das Hafenlohrtal unübertroffen.
Seit der Besiedelung des Hafenlohrtales hat der Bach viele Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet. Er hat Mühlen und Sägewerke angetrieben, es wurde Strom mit dem Wasser erzeugt und der Durst von Mensch und Tier gestillt.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Teil des Brennholzes aus dem Spessart auf der Hafenlohr geflößt. In das hinter den Staudämmen und -weihen aufgespeicherte Wasser wurden die Scheite geworfen und bei Hafenlohr wieder geländet, aufgesetzt und in Schiffe verladen. Der Flurname "Scheitplatz" weist auf diese Zeit hin.
Flora und Fauna sind einmalig im Hafenlohrtal und Wanderer aus nah und fern finden noch Erholung und Entspannung. Wenn auch der Buntsandstein aufgrund seiner Bodenreaktion botanisch nicht so artenreich ist wie der benachbarte Muschelkalk jenseits des Mains, so können doch gerade das Hafenlohrtal und seine Hangzonen mit einer interessanten und reichhaltigen Flora aufwarten.
Aber auch zahlreiche gefährdete Tierarten, die anderswo längs verschwunden sind, kommen im Tal noch vor. Das Bachsystem bedeutet insbesondere für die Vogelwelt eine ökologische Oase von höchster Qualität. Die große Zahl von allein 18 Vogelarten der Roten Liste, die höchsten Schutz genießen, beweist dies. Der Eisvogel ist noch Brutvogel im Hafenlohrtal. Hessische Ornithologen konnten auf einem Bachstreckenabschnitt von zwei Kilometern drei Brutpaare der Wasseramsel registrieren. Auch Durchzügler oder Wintergäste halten sich im Talbereich auf.
Viele Reptilien und Amphibien haben ihre Kinderstube im Hafenlohrtal und das verhältnismäßig klare, von Schadstoffen nahezu unbelastete Wasser der Hafenlohr ist Lebensraum zahlreicher Fische. Von den insgesamt sechs Arten stehen vier auf der Roten Liste. Beachtlich ist der Reichtum des Tales an Insekten und besonderen Käferarten. Auch seltene Schmetterlinge können beobachtet werden.
Seit Jahren sind im Hafenlohrtal auch Wasserbüffel heimisch geworden.
Die Vitalität der Landschaft des Hafenlohrtals kommt auch durch die Artenvielfalt bei den Bäumen zum Ausdruck. Während die forstwirtschaftlich genutzten Wälder der Hänge und Kuppen im Spessart häufig nur wenige Baumarten aufweisen, findet man sie im Tal der Hafenlohr über 20 Baumarten.
Schon Kurt Tucholsky schrieb 1927 als er mit Wanderfreunden Rast im "Gasthaus Hochspessart" (Lichtenau) machte: "Dies ist eine Landschaft, die gibt es gar nicht mehr." Sicher hat sich die Landschaft im Laufe der Zeit etwas verändert, aber es gibt ie noch!
Das Hafenlohrtal ist noch eine Idylle, nur mäßig bewohnt. Das v-förmige Tal ist mit einer im Schnitt 130 Meter breiten Talsohle ausgestattet. Die steilen Flanken ziehen zum Teil 500 Meter hinauf.